Bau der Woche

14.08.2023

swiss-architects.com kürt das kürzlich fertiggestellte Umbau- und Aufstockungsprojekt am Giessliweg in Basel zum Bau der Woche. Das Mehrfamilienhaus wurde um drei Geschosse aufgestockt und bildet den Abschluss einer Häuserzeile aus den 1980er-Jahren. Wir durften die englerarchitekten gmbh sia bei der Planung des Holzbaus als Fachplaner begleiten.

Bau der Woche

Die Qualitäten von Bestandesbauten zu erkennen und mit dieser Voraussetzung weiterzubauen, ist eine wichtige Aufgabe der Architektur. Siedlungsentwicklung nach innen hat mehrere Vorteile: Sie stoppt die Zersiedelung und spart graue Energie, weil weniger neue Baumaterialien benötigt werden. Gut sanierte Bauwerke sind aus energetischer Sicht oft mit Neubauten vergleichbar und befriedigen die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer. Die Aufstockung am Giessliweg in Basel ist ein gutes Beispiel für innere Verdichtung.

Wegen des geringen Gewichtes ist Holz für Aufstockungen fast immer die richtige Baustoffwahl. Die schnelle und lärmarme Bauweise mit Holz überzeugt bei An- und Umbauten. englerarchitekten gmbh sia haben ein Garagen- und Werkstattgebäude am Giessliweg in Basel saniert und mit drei Geschossen aufgestockt (farbig hinterlegt). Dabei haben sie viel Holz eingesetzt und sind mit der besonderen städtebaulichen Situation bestmöglich umgegangen.

Schallmessungen beweisen die saubere Ausführung der Bauarbeiten

Für die Konstruktion der Geschossdecken wurden Hohlkastenelemente mit einer Spilttfüllung und Mineralwolle im Deckenelement gewählt. Diese Holzdecken bleiben in den Wohnungen sichtbar und verleihen den Räumen eine angenehm wohnliche Atmosphäre. Auch schalltechnisch schneidet die Konstruktion sehr gut ab. 

Akustikmessungen beweisen, dass in diesem Gebäude die erhöhten Anforderung eingehalten werden. Das zeugt einerseits von einem guten Aufbau der Decke, andererseits von einer sauberen Ausführung der Bauarbeiten. Wenn Gebäude ringhörig sind, ist das oft auf eine mangelhafte Ausführung zurückzuführen. Denn der Schall sucht sich seine Wege über undichte Fugen, zu tief eingeschlagene Verbindungsmittel oder falsch eingebaute Stellstreifen von Unterlagsböden.

Swiss-architects.com kürte die Aufstockung

Swiss-architects.com kürte die Aufstockung am Giessliweg in Basel zum Bau der Woche. In diesem Rahmen führten sie ein Interview mit dem Architekten Thorsten Kuhny und portraitieren das Gebäude ausführlich. Das ganze Interview finden Sie hier. Unten ist ein Auszug aus dem Interview.

Herr Kuhny, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Ausgehend von einer Potenzial- und Machbarkeitsstudie formulierte die Bauherrschaft den Wunsch, die Nutzungsreserven ihrer Parzelle weitestgehend auszuschöpfen. Das bestehende zweigeschossige Garagen- und Werkstattgebäude zu erhalten und aufzustocken, war dabei die vielversprechendste Lösung.

Entstanden sind barrierefreie Wohnungen unterschiedlicher Grösse, die sowohl jüngere als auch ältere Mieter ansprechen.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Die ökologischen Vorteile des Holzbaus insbesondere für die Bekämpfung des Klimawandels sind unbestritten – noch neu und ungewohnt ist beim Aufstockungsprojekt am Giessliweg allerdings der Einsatz von Holz als Fassadenmaterial im städtischen Kontext. Wichtig war uns, mit diesem Projekt aufzuzeigen, dass eine Sanierung viel mehr als nur die Optimierung der Wärmedämmung sein kann. Es ist vielmehr möglich, nachhaltige Verbesserungen im Hinblick auf die Nutzbarkeit des Wohnraums, den sommerlichen Wärmeschutz und die Ökologie als Ganzes zu erzielen.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Holz hat sich nicht nur wegen seiner ökologischen Vorteile als Baustoff angeboten, sondern auch wegen seines geringen Gewichts. Der Holzbau sollte sich, wie eben schon angedeutet, im städtischen Kontext nach aussen hin zeigen und ablesbar sein, um die Bauhistorie des Gebäudes sichtbar zu machen. Aus diesem Grund wurde Holz im Aussenbereich als Fassadenmaterial und weiter auch für die Bodenbeläge der Terrassen und Balkone eingesetzt.

Als Blick- und Sonnenschutz vor allen Fenstern der Wohngeschosse haben wir farblich auf die Holzfassade abgestimmte Zip-Stoff-Storen verbaut, die es den Bewohnern ermöglichen, Ein- und Ausblicke gezielt zu steuern und den jeweiligen Bedürfnissen im Verlaufe eines Tages anzupassen. So kann zum Beispiel der strassenseitige Erker im 2. und 3. Obergeschoss tagsüber Aussichtskanzel und am Abend intimer Rückzugsort innerhalb der Wohnung sein.

Architektur
englerarchitekten gmbh sia, Basel

Thorsten Kuhny (Projektleitung), Balz Staehelin (Bauleitung), Ümra Karahan (Bauleitung), Bodil Broniarek, Daniela Locci, Christoph Rönsch, Vladan Glogovac und Philipp Sanio

Fachplaner
Bauingenieur: Schmidt + Partner Bauingenieure AG, Basel

Holzbauingenieur: Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG, Bern

Elektroplanung: edeco ag, Aesch

HLK-Planung: Tebit Haustechnik AG, Binningen

Sanitärplanung: Roland Rufatti, Basel

Bauphysik und Akustik: Ehrsam Beurret Partner AG, Pratteln

Fertigstellung
2023

Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 2.7 Mio.

Gebäudekosten BKP 2
CHF 2.5 Mio.

Gebäudevolumen
1975 m3 (gemäss SIA 416)

Kubikmeterpreis
1265 CHF/m3

Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeisterarbeiten: Ernst Frey AG, Kaiseraugst

Holzbau: Hürzeler Holzbau AG, Magden

Spengler- und Flachdacharbeiten: Morath AG, Allschwil

Sonnenstoren und Markisen: Griesser AG, Pratteln

Gipser- und Verputzarbeiten: Goepfert & Friedel AG, Basel

Schlosserarbeiten: Von Arx AG Schlosserei + Metallbau, Riehen

Fotos
Nic Hahne Photography, Allschwil

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